Überdosierung von Medikamenten

Verkauft man Medikamente, hat man eine Verantwortlichkeit demjenigen gegenüber, der diese Medikamente aus der Apotheke herausträgt. Entsprechend informieren wir bei der Medikamentenabgabe. Sei es bei verschriebenen, sei es bei frei verkauften Arzneimitteln. Damit unsere Kunden sich nicht gegängelt fühlen, werden sie natürlich gefragt, ob sie eine Information zu dem Medikament benötigen.

Wir sind schuld?

Gestern kam ein Kunde in unsere Apotheke, der in der Woche vorher ein Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Ibuprofen gekauft hatte. Ich hatte ihn damals selbst bedient und wusste, dass ich ihm Information über das Medikament angeboten hatte, er hatte es aber eilig gehabt und gemeint, es sei ja ein Beipackzettel in der Packung.

Nun stand er vor mir, etwas bleich und meinte, ich sei schuld, dass er in der Nacht mehrere Stunden im Krankenhaus verbracht hatte. Ich bat ihn, zu erzählen, was vorgefallen war.

Der Kunde hatte am Tag vorher starke Kopfschmerzen gehabt und Ibuprofen, das einzige Schmerzmittel, was er im Hause hatte, genommen. Am Abend war er – noch immer mit Kopfschmerzen – zu Bett gegangen, dann aber mit heftigen Magenschmerzen aufgewacht. Die Schmerzen waren so stark, dass seine Frau ihn schließlich zur Notaufnahme ins nächstgelegene Krankenhaus gefahren hatte. Dort war jedoch der Andrang so groß gewesen, dass er vier Stunden warten musste, bevor ein Arzt ihn untersuchen konnte. Der Arzt fragte routiniert nach den Begleitumständen. Auf die Frage, ob er Medikamente genommen hätte, gab der Mann an, an dem Tag fünfmal zwei Ibuprofen mit jeweils 500 mg eingenommen zu haben. Nach kurzer Untersuchung riet ihm der Arzt, die Einnahme von Schmerzmitteln etwas zu reduzieren und entließ ihn. Die Magenschmerzen hatten mittlerweile aufgehört.

„Sie haben mich nicht richtig beraten!“, beschuldigte mich der Kunde. „Die Schmerzmittel halfen nicht gegen meine Kopfschmerzen und am Ende ging es mir schlechter als vorher!“

Nach einem ruhigen, aufklärenden Gespräch sah er seinen Irrtum. Er versprach, beim nächsten Mal geduldiger zu sein und auf jeden Fall aufmerksam den Beipackzettel zu lesen.